ETF-Sparen & Steuern
Ihr interaktiver Leitfaden zur steuerlichen Förderung der privaten Altersvorsorge.
Die aktuelle Steuersituation
Aktuell werden private ETF-Sparpläne steuerlich anders behandelt als zertifizierte Altersvorsorgeprodukte. Hier erfahren Sie, wie die Versteuerung im Detail funktioniert und welche legalen “Steuer-Mäntel” es gibt, um die Abgabenlast zu optimieren.
Das Standard ETF-Depot
Erträge aus Ihrem privaten ETF-Depot wie Dividenden und Kursgewinne unterliegen der Abgeltungssteuer.
- ▶Sparer-Pauschbetrag: Kapitalerträge bis 1.000 € (Single) bzw. 2.000 € (Verheiratete) pro Jahr sind steuerfrei.
- ▶Teilfreistellung: Bei Aktien-ETFs (mind. 51% Aktienanteil) bleiben 30% der Erträge steuerfrei. Dies reduziert die effektive Steuerlast erheblich.
- ▶Vorabpauschale: Seit 2024 wird jährlich eine fiktive Rendite besteuert, auch wenn Sie keine Anteile verkaufen. Diese wird beim späteren Verkauf angerechnet.
Aufteilung von 100 € Gewinn*
*Annahme: 25% Abgeltungssteuer + 5,5% Soli, ohne Kirchensteuer. Teilfreistellung nicht berücksichtigt.
ETFs im “Steuer-Mantel”
Um Steuervorteile zu nutzen, können ETFs in spezielle Versicherungsprodukte integriert werden. Dies geht jedoch oft mit höheren Kosten und weniger Flexibilität einher.
Rürup-Rente (Basisrente)
Beiträge voll steuerlich absetzbar, dafür Auszahlung voll steuerpflichtig. Keine Kapitalauszahlung möglich. Ideal für Selbstständige und Gutverdiener.
Private Rentenversicherung
Keine Abgeltungssteuer in der Ansparphase. Bei Rentenbezug wird nur der Ertragsanteil besteuert, bei Kapitalauszahlung ab 62 Jahren werden nur 50% der Erträge besteuert.
Betriebliche Altersvorsorge (bAV)
Beiträge werden direkt vom Bruttogehalt eingezahlt (steuer- und sozialabgabenfrei). Oft mit Arbeitgeberzuschuss, aber an den Job gebunden und mit eingeschränkter Produktauswahl.
Die Zukunft: Das Altersvorsorgedepot
Die Bundesregierung plant eine grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge. Das Kernstück ist die Einführung eines staatlich geförderten “Altersvorsorgedepots” ab 2026, das die Vorteile eines flexiblen ETF-Sparplans mit attraktiven Steuervorteilen verbinden soll.
So soll das neue Modell funktionieren
1. Einzahlungsphase
Sie zahlen aus Ihrem Nettoeinkommen ein. Der Staat gibt eine Förderung (z.B. 1.200 €/Jahr) direkt obendrauf.
2. Wachstumsphase
Ihr Kapital wächst über die Jahre. Alle Erträge (Dividenden, Kursgewinne) sind komplett steuerfrei. Keine Abgeltungssteuer, keine Vorabpauschale.
3. Auszahlungsphase
Im Alter zahlen Sie sich das Kapital aus. Erst jetzt wird die Auszahlung mit Ihrem dann geringeren, persönlichen Steuersatz versteuert.
Flexibilität
Freie Wahl bei Anbietern und Produkten (ETFs, Aktien). Flexible Auszahlung (Rente, Teil- oder Komplettauszahlung).
Transparenz
Voraussichtlich geringere Kosten als bei Versicherungsprodukten, da der Wettbewerb unter den Depotanbietern gefördert wird.
Vererbbarkeit
Das angesparte Kapital soll im Todesfall an die Erben übertragbar sein.
Einfachheit
Ein einheitliches, leicht verständliches Fördersystem für alle, das Riester-Produkte langfristig ersetzen könnte.
Vergleichsrechner: Alt vs. Neu
Wie wirkt sich das geplante Altersvorsorgedepot auf Ihr Endkapital aus? Nutzen Sie diesen Rechner, um das heutige System mit dem geförderten Modell der Zukunft zu vergleichen. Passen Sie die Regler an Ihre persönliche Situation an.
Hinweis: Dies ist eine vereinfachte Modellrechnung. Die Berechnung für das “Standard Depot” berücksichtigt die 30% Teilfreistellung auf Gewinne, aber nicht die jährliche Vorabpauschale. Für das “Altersvorsorgedepot” wird eine jährliche Förderung von 1.200 € angenommen.
Ihre nächsten Schritte
Unabhängig von zukünftigen Gesetzesänderungen können Sie schon heute die Weichen für eine erfolgreiche Altersvorsorge stellen. Hier sind die wichtigsten Handlungsempfehlungen.
1. Früh anfangen
Der wichtigste Hebel ist die Zeit. Dank des Zinseszinseffekts hat selbst eine kleine Sparrate über einen langen Zeitraum eine enorme Wirkung. Warten Sie nicht auf die “perfekte” Lösung, sondern starten Sie jetzt.
2. Sparer-Pauschbetrag nutzen
Stellen Sie bei Ihrer Depotbank einen Freistellungsauftrag, um Steuern auf Kapitalerträge bis 1.000 € (bzw. 2.000 €) pro Jahr zu vermeiden. Dies ist die einfachste Form des legalen Steuersparens.
3. Auf Aktien-ETFs setzen
Um von der 30%igen Teilfreistellung zu profitieren, sollte Ihr ETF einen Aktienanteil von über 50% haben. Breit gestreute Welt-ETFs (z.B. auf den MSCI World oder FTSE All-World) erfüllen diese Bedingung.
4. Bestehende Verträge prüfen
Haben Sie bereits einen Riester- oder Rürup-Vertrag? Prüfen Sie kritisch die Kosten und die Renditechancen. Ein Wechsel oder eine Beitragsfreistellung kann in manchen Fällen sinnvoll sein.
5. Diszipliniert bleiben
Der größte Fehler beim langfristigen Vermögensaufbau ist, bei Marktschwankungen in Panik zu geraten und zu verkaufen. Bleiben Sie Ihrem Sparplan treu und ignorieren Sie kurzfristige Marktbewegungen.
6. Politik beobachten
Die Einführung des Altersvorsorgedepots ist noch nicht final beschlossen. Informieren Sie sich über die Entwicklungen, um bei Inkrafttreten der neuen Regelungen schnell und informiert handeln zu können.